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Brakel, Essen und Soest starten Teilnahme am European Climate Adaptation Award

Folgen des Klimawandels: Drei weitere Städte in NRW passen sich an

© Mady Olonscheck

Seit September nehmen drei weitere Städte in Nordrhein-Westfalen am European Climate Adaptation Award (eca) teil: Brakel, Essen und Soest.

Zum einen schätzen die Kommunen die zahlreichen Vorteile einer Teilnahme, die sie bereits durch das Pendant des eca kennen gelernt haben, den European Energy Award (eea). Zum anderen gab es in allen drei Kommunen in den letzten Jahren schon Schäden durch Extremwetterereignisse, so dass das Bewusstsein für die Betroffenheit durch Klimafolgen auch in diesen Städten durch eigene Erfahrungen geschärft wurde.

Warum setzen die drei Städte beim Thema Anpassung auf den European Climate Adaptation Award (eca)? Sie haben die Klimaschutzarbeit mithilfe des eea schätzen gelernt. „Die Stadt Soest hat seit 2009 sehr gute Erfahrung mit der Teilnahme am European Energy Award (eea) gemacht, erhielt kürzlich die Goldauszeichnung und möchte bis 2030 klimaneutral sein“, berichtet Uwe Dwornik, Klimaschutzbeauftragter der Stadt. Trotz des großen Engagements im Bereich Klimaschutz möchte die Stadt das Thema Klimaanpassung nicht vernachlässigen. Der eca wird dabei als geeignetes Instrument angesehen: „Wir wollen handeln und rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergreifen. Wir glauben, mit der Teilnahme am eca die Klimafolgenanpassung kompetent und umfassend in Soest fortzusetzen.“

Auch Hendrik Rottländer, Klimaschutzmanager der Stadt Brakel, betont die guten Erfahrungen, die die Stadt mit der eea-Teilnahme hat: „Seit 2005 ist die Stadt beim European Energy Award (eea) dabei und wurde in dieser Zeit vier Mal mit Gold ausgezeichnet. Doch Brakel wird trotz seiner ambitionierten Arbeit im Bereich Klimaschutz leider nicht durch Wetterextreme verschont. Die Stadt Brakel möchte sich daher auf den Klimawandel vorbereiten und Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung zeitnah evaluieren und neue entwickeln. Hierzu ist der eca ein sehr gutes Programm.“

Julia Dingendahl, die zuständige Mitarbeiterin im Umweltamt der Stadt Essen, fügt hinzu: „Durch die Teilnahme am eca erhofft sich die Stadt Essen Impulse für die Integration der Klimaanpassung in das Verwaltungshandeln und die Entwicklung von weiteren konkreten Maßnahmen und Projekten, die die Resilienz der Stadt gegenüber den Folgen des Klimawandels stärken.“

Der European Climate Adaptation Award (eca) basiert auf einem vergleichbaren Prozessansatz wie der eea, hat aber einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt, nämlich die Anpassung an nicht mehr vermeidbare Klimafolgen. Unter Begleitung eines akkreditierten eca-Beratenden werden Klimaanpassungsmaßnahmen systematisch geplant und in einem Online-Tool übersichtlich strukturiert festgehalten. Nach in der Regel vier Jahren wird im Rahmen eines externen Audits geprüft, wie viele Maßnahmen die teilnehmende Kommune bereits umgesetzt hat. Besonders geschätzt wird hierbei die Praxisnähe des eca.

Welche Extremwetterereignisse traten in den drei Kommunen in den letzten Jahren auf? In Essen kam es in den vergangenen Jahren zu erheblichen Schäden, insbesondere durch Stürme, Starkregen und Trockenheit. Der Sturm Ela führte im Juni 2014 im Essener Stadtgebiet beispielsweise zu einem Verlust von über 20.000 Bäumen. Die zunehmende Trockenheit schwächt den Baumbestand zusätzlich. Die Stadt setzt daher bereits entsprechende Maßnahmen um: „Neben klimasensiblen Planungsprojekten und wasserwirtschaftlichen Maßnahmen prägt […] zunehmend das Bild der „Schwammstadt“ die Entwicklung des städtischen Raums in Essen: In ersten Pilotprojekten werden Baumrigolen realisiert, um das anfallende Regenwasser zwischen zu speichern, sodass es in Trockenzeiten den Bäumen zur Verfügung steht“, erläutert Frau Dingendahl.

Herr Rottländer berichtet: „Die Dürre von 2018 führte bedingt durch den Borkenkäfer zu einem Fichtensterben, was heute sehr sichtbar im Wald zu erkennen ist. Im Jahre 2019 ereignete sich eine zweite extreme Wettersituation. Die Ortsteile Erkeln und Bellersen wurden durch ein verheerendes Starkregenereignis überschwemmt. Dieses Thema erreichte sogar nationale Aufmerksamkeit.“

Auch die Stadt Soest war bereits durch Starkregen betroffen. Im Juni 2018 verursachte ein solches Ereignis überflutete Keller und Straßen. Die Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. Neben starken Regenfällen spielt aber auch das Thema Hitze eine Rolle: „Auch in Soest haben wir Temperaturunterschiede vom Außenbereich zur Innenstadt und hitzebelastete Zonen, die sich noch ausweiten können“, sagt Herr Dwornik.

Frau Dingendahl ist überzeugt: „Extremwetterereignisse verdeutlichen im besonderen Maße, wie wichtig Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels sind - auch um in Zukunft Schäden abzumildern und Kosten zu senken.“

Die Städte Brakel, Essen und Soest haben sich vor dem Hintergrund ihrer geschilderten Erfahrungen für eine gleichzeitige Teilnahme am eea und eca entschieden. Sie wollen auf diesem Wege potenzielle Konflikte zwischen den Themenfeldern Klimaschutz und Klimaanpassung frühzeitig vermeiden und mögliche Synergien gezielt und systematisch nutzen.