| eea-News Auszeichnungsveranstaltung

Verleihung des European Energy Awards in Baden-Württemberg

„Regionen und Kommunen sind der entscheidende Faktor im globalen Klimaschutz“, brachte es Landesumweltminister Franz Untersteller MdL auf den Punkt. Neun Landkreisen, acht Städten und zehn Gemeinden überreichte er am 19. Februar 2018 den European Energy Award (eea).

Dreimal gab es Gold: Für die Landkreise Biberach, Böblingen und den Bodenseekreis. Insgesamt nehmen mittlerweile 101 Städte und 20 Landkreise Baden-Württembergs am eea teil – damit belege das Land den bundesweiten Spitzenplatz, betonte Minister Untersteller. Bei der Feierstunde im Ulmer Stadthaus hatten alle 27 Preisträger Gelegenheit, ihren individuellen Weg zum eea-Erfolg kurz darzustellen. Organisiert hatte die Veranstaltung die Landesgeschäftsstelle des eea, die bei der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg angesiedelt ist.

Doch bevor die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen und Landkreise die Bühne betreten konnten, würdigte Umweltminister Untersteller zunächst deren Engagement. Er verband dies mit einem Blick auf die Weltpolitik: Trotz eines bremsenden Präsidenten mache beispielsweise der Klimaschutz in den Countys und Bundesstaaten der USA weiter Fortschritte. Für Deutschland sei zu vermerken, dass die sich Koalitionspartner zu den Klimazielen für 2030 bekennen. Es fehle allerdings ein konkreter Plan, wie das zu erreichen sei - etwa die Einführung einer CO2-Abgabe. Die Aufgabe, den globalen Klimaschutz lokal umzusetzen, komme daher den Städten, Gemeinden und Landkreisen zu.

„Dem CO2 ist es egal, wo es entsteht“

Im Anschluss befasste sich Professor F. J. Radermacher mit der Frage, wie ärmere Staaten oder Kontinente auf dem Weg zum gewünschten Wohlstand die klimaschädlichen Fehler ihrer Vorgänger vermeiden können. Dafür nannte er China als aktuelles Beispiel. Als Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n (FAW/n) präsentierte Radermacher neue Denkmuster. Neben freiwilliger Klimaneutralität schlug er einen „Finanzausgleich“ zwischen den globalen CO2-Top-Emittenden und denen vor, die kaum zu den globalen CO2-Emissionen beitragen. So ließe sich der „Lücke von Paris“ genannte CO2-Überschuss zwischen dem gesetzten zwei-Grad-Ziel und den tatsächlichen Emissionen verringern. Denn dem CO2 sei es egal, wo es entstehe. An die Kommunen appellierte er, sich an dieser globalen Kompensation zu beteiligen.

Mit den drei Gold-Preisträgern an der Spitze, eröffnete KEA-Geschäftsführer Dr. Volker Kienzlen schließlich den Auszeichnungsreigen. „27 Auszeichnungen, das ist in der Summe eine riesige kommunale Leistung, die wir hier würdigen“. Er bedankte sich explizit auch bei denjenigen Mitwirkenden, die bei der Verleihung nicht anwesend waren. „Sie alle halten durch ihr Engagement den eea in ihrer Kommune am Laufen“, so Kienzlen.

Bunter Maßnahmenkatalog

Die Palette an Maßnahmen, mit der die Preisträger sich ihre Auszeichnung erarbeiteten, erstreckt sich vom Bezug erneuerbarer Energie und dem Einsatz energiesparender Straßenbeleuchtung über den Bau von Nahwärmenetzen bis hin zur Förderung des Radverkehrs und der E-Mobilität. Wichtig sei, dass das gewählte Konzept auch gelebt werde, sagte Willi Griesser, Leiter des Umweltamtes im Zollernalbkreis. Das etablierte Energiemanagement und ein Energiecontrolling seien dafür Beispiele. Das Thema müsse in den Köpfen ankommen, meinte auch Landrat Thomas Reumann: Im Landkreis Reutlingen habe man mit einem bundesweit beachteten Projekt zur Nutzersensibilisierung eine hohe Akzeptanz erzeugt.

Ohne Energieagenturen geht (fast) nichts

Immer wieder lobten die Preisträgerinnen und Preisträger die tragende Rolle ihrer regionalen Energieagentur, die meistenteils auch die eea-Beratung übernimmt. Landrat Heiko Schmid etwa führte den eea-Erfolg des Landkreises Biberach maßgeblich auf die vor 15 Jahren gegründete Energieagentur und den intensiven Erfahrungsaustausch mit den angrenzenden Kreisen zurück. Unterstützung über die Bundesgrenze hinaus geholt hat sich Rheinfelden: Mit dem Schweizer Namensvetter arbeite man mit einem Sparringspartner zusammen, mit dem man sich vergleichen könne. Das helfe ebenso wie die erzielten Erfolge, berichtete Erik Fiss, Leiter des Amtes für Gebäudemanagement. eea-Zauderern den Wind aus den Segeln nahm Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch: Der European Energy Award sei nicht „nice to have“, sondern er sichere die Arbeitsplätze von morgen. Man stelle sich damit den Anforderungen für eine moderne Stadt.

„Noch sind wir nicht bei 100 Prozent“

Dass die vielfältigen eea-Prozesse ihr Ende noch längst nicht erreicht haben, darüber waren sich alle einig. „Noch sind wir ja nicht bei 100 Prozent angelangt“, witzelte Armand Dütz, Leiter der Bundesgeschäftsstelle European Energy Award. Die Angebote des European Energy Award werden stetig weiterentwickelt, berichtete Maren Kornmann, Vorstandsmitglied des Vereins European Energy Award mit Sitz in Brüssel. Als Geschäftsführerin des Schweizer Trägervereins betonte sie zudem die Bedeutung der Förderung von nachhaltigen Lebensstilen – die Schweizer verwenden dafür den Begriff der 2000-Watt-Gesellschaft. Denn allein mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien ließen sich die globalen Klimaschutzziele nicht erreichen.

Entsprechend lang war die Liste der genannten Vorhaben, die noch in der Pipeline stecken oder bereits angestoßen sind. Sie reicht von umfangreichen Verkehrskonzepten inklusive eines Mobilitätsmanagers über Contracting-Projekte, der vorbildlichen Sanierung von öffentlichen Liegenschaften bis hin zur Überprüfung der Beschaffungsprozesse und der Sensibilisierung der Bevölkerung.

Abschließend wandte sich Bauamtsleiter Manfred Rommel aus Kißlegg sowohl an seine Mitstreiter als auch an noch Unentschlossene: „Wirken Sie als Multiplikatoren mit“, appellierte er. Und: Vor dem eea brauche man keine Angst zu haben. Controlling in der Verwaltung etwa bringe eine kleine Kommune schon viel weiter. 

Quelle und weitere Informationen: http://www.kea-bw.de/veranstaltungen/veranstaltungsarchiv/eea-verleihung-2018/